Was mir in den Monaten vor der endgültigen Trennung vom Vater meiner Kinder viele Sorgen gemacht hatte, war die Frage, ob ich das Alles finanziell allein hinbekommen würde. Ob ich mir die Wohnung, das Zuhause meiner Kinder, das wir erst wenige Monate zuvor bezogen hatten, auch allein weiterhin würde leisten können.
Im Nachhinein betrachtet muss ich immer wieder feststellen, dass all die Sorgen unbegründet waren. Damals hätte es mir sehr geholfen, wenn mir Jemand das mal vorher gesagt hätte – daher möchte ich hier anderen Müttern, die aktuell aus Sorge vor der finanzielle Situation eine längst überfällige Trennung hinaus schieben, die Bedenken nehmen.

Nach all dem, was ich in den letzten Jahren mitbekommen habe, gibt es – bezogen auf die finanzielle Situation – meiner Beobachtung nach drei Gruppen von Alleinerziehenden:

 

1. Diejenigen, die im Bereich von Hartz IV leben und unter diesen finanziellen Voraussetzungen Kinder versorgen müssen. Hier ist das Geld immer knapp und die Sorgen endlos – leider ist dies aber im Hartz IV-Bezug immer so, egal ob mit oder ohne Kindern. Mit Kindern ist es jedoch doppelt hart.

 

2. Diejenigen, die sich im Job abrackern, Vollzeit arbeiten, um die Kosten decken zu können – und denen keine Unterstützung in Form von Kinderzuschlag, Wohngeld oder Ähnlichem zusteht. Sie zerreißen sich, zerbrechen unter den Sorgen und leiden selbst darunter, zu wenig Zeit für ihre Kinder zu haben.

 

3. Diejenigen, die Teilzeit arbeiten und genug verdienen, um nicht ins Hartz IV-Niveau abzurutschen – aber Unterstützung in Form von Wohngeld und/oder Kinderzuschlag erhalten.

Ich persönlich gehöre zur letzten Gruppe. Am Anfang war es mir unangenehm, Unterstützung zu beantragen. Es war mir unangenehm, so wenig zu arbeiten.
Aber ganz ehrlich?! Ich bin alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Meine Kinder verbringen 80% ihrer Zeit bei mir und was meine Arbeit angeht, bin ich unter der Woche an die Betreuungszeiten der Kinder gebunden. Hinzu kommt, dass ich im Laufe der letzten 1,5 Jahre immer mehr begriffen habe, dass Zeit für mich und zum Aufladen meiner Akkus unglaublich wichtig ist. Je mehr Verantwortung man trägt und je mehr Care-Arbeit man leistet, umso mehr Zeit braucht man, um die Akkus aufzuladen.
Das Wichtigste sind meine Kinder und dass es ihnen gut geht. Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen – aber heute weis ich, dass es meinen Kindern nur gut gehen kann, wenn es mir gut geht.

Aktuell arbeite ich in Teilzeit 16 Stunden pro Woche an 3 Tagen pro Woche und erhalte dem entsprechend Gehalt.

Darüber hinaus übernehme ich die häusliche Pflege für mein autistisches Kind, gehe mit ihm zu Therapien und kümmere mich um Hilfen. Das Großkind hat aktuell Pflegegrad 2 – und erhält entsprechend Pflegegeld.

Wie alle anderen Eltern auch erhalte ich für die drei Jungs Kindergeld.

Da ich Alleinerziehend bin, erhalte ich darüber hinaus für die Kinder Unterhalt bzw. Unterhaltsvorschuss in Höhe des Mindestunterhaltes.

Darüber hinaus erhalten wir Wohngeld.
Wohngeld kann jeder beantragen, der seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, nicht aber die Wohnkosten. Hierbei muss man keine Angst haben, dass man umziehen muss, weil die Wohnung zu teuer ist – denn auch bei einer hohen Miete wird zur Berechnung des Wohngelds ein Maximalbetrag an Mietkosten angesetzt. Sind die realen Kosten höher, fließt das schlichtweg nicht in die Berechnung mit ein.

Für die Kinder erhalte ich außerdem den Kinderzuschlag.

Durch den Bezug von Wohngeld oder Kinderzuschlag besteht automatisch das Anrecht auf das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) für die Kinder, was so einige Ausgaben rund um die Kinder wegfallen lässt:

  • Gebühren für Kita und Hort

  • Kosten für gemeinschaftliches Mittagessen in Kita oder Schule

  • Kosten für Schulbedarf (aktuell pauschal 154,50€ pro Kind pro Schuljahr)

Zu diesem Paket gehören noch andere Leistungen, die wir jedoch nicht in Anspruch nehmen.

Familien mit geringem Einkommen – egal, ob Zwei- oder Einelternfamilien – werden außerdem auch auf andere Art unterstützt. So gibt es zum Beispiel einmal im Jahr einen Zuschuss für Familienurlaub, sofern dieser innerhalb Deutschlands stattfindet und zwischen 6 und 14 Nächten umfasst.

Durch die finanzielle Unterstützung sowie die wegfallenden Kosten unterscheidet sich unser Haushaltsbudget kaum von dem vor der Trennung.
Wir können uns nicht sofort alle Wünsche erfüllen und können keine riesigen Sprünge machen – aber es besteht finanzielle Sicherheit und ich muss nicht jeden Cent dreimal umdrehen. Das nimmt mir doch so Einiges an Sorgen.

Allerdings zählen diese Unterstützungen nicht als Einkommen – ebenso wenig wie das Pflegegeld. Ich habe also zwar ausreichend Geld, würde aber keine Bonitätsprüfung überstehen, da all diese Leistungen nicht berücksichtigt werden.
Eine andere Wohnung würde ich allein mit den Jungs dadurch zum Beispiel nicht bekommen. Die aktuelle Wohnung bezahle ich zwar problemlos allein – behalten darf ich sie aber nur unter der Voraussetzung, dass der Vater meiner Kinder weiter mit im Mietvertrag stehen bleibt.

Wie viele Andere auch wünsche ich mir, dass die Care-Arbeit in unserer Gesellschaft anerkannt wird – erst recht bei Alleinerziehenden, die zusätzlich mit allen Sorgen alleine da stehen.

Und vor Allem wünsche ich mir, dass wir Alleinerziehende selbst anerkennen, was wir täglich leisten – und sich mehr von uns „trauen“, zu Gunsten der Kinder Arbeitszeit zu reduzieren und finanzielle Unterstützung annehmen. Wenn Mama sich aufarbeitet und an Stress und Sorgen zerbricht, ist niemandem geholfen.

März 2021