Im Zuge meiner Mutterschaft musste ich mich in den letzten Jahren beruflich immer wieder neu aufstellen.

Bevor ich mit dem Großkind schwanger war, arbeitete ich voll freiberuflich als Sozialpädagogin – ich gab Seminare, war viel unterwegs, stand jede Woche in einem anderen Bildungshaus und arbeitete sehr, sehr viel.
Auch nach dem Umzug nach Leipzig und nach den Geburten der Kinder gab ich zumindest noch ab und zu Seminare. Hier und da, vor allem im Winter, war ich also eine Woche oder ein Wochenende weg und die Kinder wurden vom Vater betreut.
Je mehr sich jedoch beim Großkind der Autismus zeigte, umso deutlicher wurde es, dass das eine Woche weg sein nicht mehr mit meiner Familie vereinbar war. Dass ich nicht da war, tat meinem Kind absolut nicht gut. So gab ich im Mai 2019 das letzte Seminar in Oberbayern.
Das Einzige, was nach wie vor geblieben ist, ist die Ausbildung von Jugendleiter:innen – diese mache ich inzwischen in Leipzig und nur an sehr wenigen Wochenenden im Jahr. Dass ich nicht da bin, merken die Kinder gar nicht, da sie zu dem Zeitpunkt Papa-Wochenende haben.

Nach der Geburt des Kleinkindes war von Anfang an klar: ich würde sehr früh wieder anfangen, zu arbeiten – würde dafür aber sehr lange eher wenig arbeiten.
Ende 2017, direkt nach dem Mutterschutz, begann ich, als Aushilfe samstags bei einem Bildungsträger in der Erwachsenenbildung zu arbeiten und dort die Teilzeitkurse zu betreuen. Ein halbes Jahr später erhielt ich dort eine Festanstellung als Lehrgangsbetreuung, stockte auf 16 Stunden pro Woche auf und arbeitete ab da teilweise auch unter der Woche. Das Baby war unter der Woche mit im Büro.
Die Anstellung behielt ich mehrere Jahre, bis ich im Sommer 2021 kündigte. Ich wollte mich inhaltlich verändern, wollte mit Familien arbeiten. Außerdem war ich inzwischen das Arbeiten am Samstag leid, da dadurch einfach ein sehr großer Teil meiner kinderfreien Zeit mit Arbeit verplant war.

Im Sommer 2021 trat ich eine neue Stelle an. Für einen freien Träger koordinierte und leitete ich den Arbeitsbereich Sozialpädagogische Jugend- und Familienhilfe. Ursprünglich hatte ich mich dort als Fachkraft für die Familienhilfe beworben, wollte direkt mit den Familien arbeiten. Nach dem Vorstellungsgespräch bot man mir jedoch die Leitungsposition an – ich sah es für mich als Chance und gleichzeitig als eine Art Versuch und nahm die Stelle an. Nach nicht mal einem halben Jahr kündigte ich jedoch wieder, nachdem ich zu dem Ergebnis gekommen war, dass die mittlere Führungsebene definitiv nichts für mich ist, weil ich mich dort einfach zu sehr zerreißen musste.

Es folgte eine längere Zeit der Arbeitslosigkeit. Für mich war klar: ich wollte mit Familien bzw. Kindern arbeiten. Viele Arbeitsbereiche (Familienzentrum, Mutter-Kind-Wohngruppen, etc.) fielen leider auf Grund der Arbeitszeiten raus, denn meine mögliche Arbeitszeit ist durch die Betreuungszeiten meiner eigenen Kinder sowie der immer mehr werdenden Therapietermine sehr eingeschränkt. Auch im Bereich der Kindertagesstätten war die Jobsuche erfolglos, da der größte Teil der Ausschreibungen einen wesentlich größeren Stundenumfang suchte als ich hätte leisten können.
Aus Angst, in Hartz4 abzurutschen, nahm ich Ende 2022 eine Stelle an, die inhaltlich zumindest halbwegs passte, aber einen sehr geringen Umfang hatte. Mit 8 Stunden pro Woche betreute ich Auszubildende in einem großen Unternehmen. Gerade so eine sozialversicherungspflichtige Anstellung. Daneben übernahm ich freiberuflich mit 2-3 Stunden pro Woche die Schulsozialarbeit an einer Medizinischen Berufsfachschule.
Beide Stellen waren von den Einrichtungen gut gemeint, wurden aber von den Azubis und Schüler:innen selbst nicht wirklich angenommen – was mich mehr und mehr frustrierte. Hinzu kam, dass wir finanziell kaum besser dastanden als wir das mit ALG2 getan hätten. Ich war hin und her gerissen zwischen kündigen und bleiben – bis ich merkte, dass genau diese innere Zerrissenheit mich langsam in eine neue depressive Phase rutschen lies. Das war dann auch der Punkt, an dem ich kündigte.

Nach wie vor wollte ich in den Bereich der Kindertagesbetreuung und suchte einen Weg, dort eine Stelle zu finden. Die Chancen auf eine Anstellung direkt bei einem der Träger standen nach wie vor schlecht. Also bewarb ich mich bei mehreren Zeitarbeitsfirmen, hatte sehr schnell mehrere Vorstellungsgespräche und fing schließlich an, über die Zeitarbeit in Kindergärten zu arbeiten.

Die Arbeit mit den Kindern war zwar größtenteils sehr schön, die Rahmenbedingungen eher nicht. Ich arbeitete in KiTas, wo die Personalnot wirklich extrem war. Die festangestellten Fachkräfte waren teilweise am absoluten Limit. Der personelle Wechsel durch den Einsatz von Zeitarbeiter:innen war enorm. Das macht natürlich auch ganz viel mit den Kindern. Letztlich ein Teufelskreis. Hinzu kam, dass ich teilweise lange Anfahrtswege und entsprechend hohe Fahrtkosten hatte.
Weiterhin hielt ich also meine Augen offen nach einer Stelle direkt in einem Kindergarten.

Parallel dazu fing ich März wieder bei meinem ehemaligen Arbeitgeber in der Erwachsenenbildung an. Hier betreue ich nun wieder an zwei Samstagen im Monat (an den Papa-Wochenenden) die Teilzeitkurse. Zwar war mir das samstags Arbeiten vor zwei Jahren zu viel geworden – heute fühlt es sich hingegen richtig an. Und die Arbeit mit den Erwachsenen ist tatsächlich auch ein schöner Gegenpol zu der Arbeit mit den Kindern.

In den letzten Tagen ging dann alles ganz schnell.
Am Dienstag hatte ich ein Vorstellungsgespräch in unserer Kirchengemeinde, die zwei Kindertagesstätten betreibt.
Am Mittwoch erhielt ich die telefonische Zusage.
Am Freitag konnte ich den Vertrag unterschreiben und im Anschluss die Kündigung meiner aktuellen Stelle abgeben.

Ab 15.05. arbeite ich also im Kindergarten unserer Kirchengemeinde.
400 Meter von der Grundschule meiner Kinder entfernt.
Vorerst 20 Stunden pro Woche, ab September dann 25 Stunden pro Woche.


Ich freue mich so unglaublich – es fühlt sich einfach in jeder Hinsicht absolut richtig an!
Und es zeigt mir mal wieder: auch wenn der Weg steinig ist und es Rückschläge gibt, am Ende wird alles gut!

 



Mai 2023