Seit zweieinhalb Monaten wohne und lebe ich nun allein mit den drei Chaosjungs.

Im Vorfeld hatte ich einen riesigen Respekt davor - viele Sorgen, die ich mir gemacht hatte...

Würde ich den Alltag mit drei Jungs im Alter zwischen zwei und fünf Jahren wuppen können?
Würde ich es finanziell alleine schaffen?
Würde ich die teure Wohnung halten können - oder würde ich die Jungs hier ein halbes Jahr nach dem letzten Umzug wieder raus reißen müssen?
Wie würden die Jungs den Auszug des Papas verkraften? Würden sie - allen voran natürlich mein Asperger-Kind - diese große Veränderung gut verarbeiten oder würden sie komplett am Rad drehen?

Natürlich ist es wie bei allem Anderen auch: Lebenssituationen sind so individuell wie die Menschen selbst - jede Familie ist anders. Jeder hat andere Lebensbedingungen, ein anderes soziales Netz, andere Bedürfnisse und auch eine andere Resilienz.

Ich kann immer nur für mich und unsere Lebenssituation sprechen!

 

Ich für meinen Teil habe absolut keine Ahnung, warum ich mir im Vorfeld solche Sorgen gemacht habe! Irgendwie ist alles super entspannt - entspannter als vorher.

Der Alltag klappt super! Wir sind inzwischen halbwegs eingespielt.
Das Einzige, was noch ausbaufähig ist, sind die Wochenenden bzw. sowas wie Ausflüge. Kleine Ausflüge wie z.B. zum Hauptbahnhof zum Züge gucken sind kein Ding. Aber größere Sachen sind für mich allein mit drei kleinen Kindern aktuell noch undenkbar.
Natürlich ist der Alltag anstrengend. Aber dafür habe ich ja jetzt ab und an mal ein freies Wochenende, wo ich meine Akkus wieder aufladen kann.
Und wenn mal spontan Etwas ist, ich z.B. mit einem der Kinder zum Arzt muss, springen auch die Großeltern ein.

Auch unsere finanzielle Situation ist überraschend entspannt - damit hätte ich nie gerechnet! Dank Kinderzuschlag und Wohngeld, und dadurch wegfallende Kita-Gebühren, können wir zwar jetzt keine meeeeega großen Sprünge machen, aber leben in finanzieller Sicherheit. Gerade mit Kindern finde ich dieses Sicherheits-Gefühl unglaublich wichtig und bin unglaublich dankbar dafür!
Denn ich kenne es auch ganz anders - damals zum Glück noch ohne Kinder.

Was die Wohnung angeht, hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich nun endgültige Sicherheit habe - aber wir können sie behalten. Zwar nur unter der Voraussetzung, dass der Papa mit im Mietvertrag bleibt, aber das ist ja letztlich nur ein Form-Ding. Ich lebe hier allein mit den Jungs und zahle sie allein.
Die Jungs hier raus reißen zu müssen war mit Abstand meine allergrößte Sorge! Denn hier in der näheren Umgebung hätte ich allein mit drei Kindern und Teilzeit-Stelle auch keine andere Bleibe finden können. Hier bleiben zu können, bedeutet so unglaublich viel für uns. Die Jungs bleiben in ihrer gewohnten Umgebung. Und wir behalten unser tolles, unkompliziertes Leben mit kurzen Wegen in die Kita, zur Arbeit und später in die Schule.

Den Auszug des Papas haben die Jungs überraschend gut verkraftet. Sie haben mir auch schon öfter gesagt, dass sie es gut finden, dass der Papa nicht mehr hier wohnt.

 

Wir sind alle entspannter. Keine streitenden Eltern mehr. Keine schlechte Stimmung. Keine dauerhaft genervte Mama. Eltern, die jeder für sich auch mal Zeit haben, die Akkus aufzuladen. Die Kinder spüren die veränderte, verbesserte Atmosphäre natürlich auch - und finden es gut.

Was man jedoch schon merkt, ist die Tatsache, dass auch die beiden Jüngeren mehr exklusive Quality-Time brauchen - Zeit allein mit Mama. Das ist auch der Hauptgrund, warum ich nun zum 01.01.2020 meine Arbeitszeit doch wieder auf 20 Stunden pro Woche reduziere. So kann ich auch abwechselnd mit den Jungs mal etwas Schönes allein machen - denn das geht ja nur dann, wenn die anderen beiden in der Kita sind.

Unterm Strich kann man sagen: es geht uns super!

 

Mir selbst geht es zum ersten Mal im Leben richtig gut! Zum ersten Mal bin ich glücklich und im Reinen mit mir selbst - und das ist ein verdammt geiles Gefühl!

Mir ist bewusst, dass es vielen Alleinerziehenden ganz anders geht! Fehlende Unterstützung, fehlende Betreuung, schlechte Jobaussichten, Existenzängste.
Ich bin unglaublich froh und dankbar, dass unsere Situation aktuell so ist wie sie ist - und dass das Leben meiner Jungs dadurch recht entspannt sein kann!

Aktuell kann ich guten Gewissens sagen: ich liebe mein Leben! Und irgendwie empfinde ich es auch als Luxus!
Ich habe drei tolle Kinder.
Die Jungs haben einen Vater, der sich kümmert.
Wir leben in einer wundervollen Wohnung in für uns super passender Lage.
Ich habe einen Job mit unbefristetem Vertrag und viel Flexibilität.
Die Zeiten der Existenzängste sind vorbei.
Nach vielen Jahren mit Selbstzweifeln und Minderwertigkeitskomplexen bin ich endlich im Reinen mit mir selbst!

Das Leben hat mich schon oft auf die Probe gestellt. Ab und an war ich kurz davor, aufzugeben.
Inzwischen weis ich: es hat sich gelohnt! Ich bin angekommen! Bei mir selbst und im Leben mit meinen drei Chaosjungs.

Mitte Dezember 2019